«Fussball ist meine grösste Passion»
- Philipp Wyss
- 13. Juli
- 4 Min. Lesezeit
Hakoah-Präsident Sam Friedman ist auf mehreren Ebenen im Verein aktiv
Nach den spektakulären Jahren mit dem Aufstieg der ersten Mannschaft in die 4. Liga hat im Nachgang zum ausgiebig gefeierten 100-Jahr-Jubiläum wieder etwas «Normalität» Einzug gehalten beim FC Hakoah. Mittlerweile spielt auch das Fanionteam wieder in der 5. Liga. Wohin soll die sportliche Reise kurz- bis mittelfristig gehen?
Sam: Nach der 100-Jahr Feier, hatten wir einen Umbruch in der Mannschaft und haben uns für den freiwilligen Gang in die 5. Liga entschieden, um einen Neuanfang zu starten. Wir haben nun mit Ethan Messinger einen tollen Trainer und Motivator, der unserer Mannschaft sehr guttut. Kurzfristig wollen wir einen Stamm an Spielern aufbauen, mittelfristig dann wieder in die 4. Liga zurückkehren.
Gibt es Dinge, die dir im Fall des Fanionteams als Aushängeschild des FC Hakoah wichtiger sind als sportliche Höhenflüge?
Sam: Wir sind ein jüdischer Verein der in Zürich zu Hause ist. Wir tragen den Stern mit Stolz auf der Brust, und das Verhalten unserer Spieler auf dem Feld sollte stets vorbildlich sein. Es hilft sehr, dass in der 1. Mannschaft nun wieder sehr viele Spieler mit dabei sind, die schon als Junioren beim FC Hakoah gekickt haben; dies macht uns sehr stolz. Diese Spieler kennen unsere Werte und leben diese auch vor.
Trotzdem wird der FC Hakoah für alle offenbleiben, die seine Werte teilen?
Sam: Selbstverständlich nehmen wir gerne jeden Spieler auf, der unsere Werte teilt. Glaube, Hautfarbe, Herkunft spielt dabei keine Rolle.
Seit der Herbstrunde 2024 schickt der FC Hakoah auf Level Junioren D zwei Teams in den Wettbewerb, wovon eines davon derzeit sogar in der 1. Stärkeklasse aktiv ist. Für die Saison 2025/26 wird zudem wieder eine C-Juniorenmannschaft im Hakoah-Trikot auflaufen. Bezüglich Nachwuchs scheint man sich derzeit keine Sorgen machen zu müssen?
Sam: Unser Juniorenobmann Etan Günzburger gibt sich viel Mühe, damit die Junioren-Mannschaften stets wachsen und gut betreut sind. Diese Arbeit macht sich nun bei den D-Junioren bemerkbar und eben in Form der Reaktivierung der C-Mannschaft nächste Saison. Wir sind happy, dass der Nachwuchs des FC Hakoah boomt und erfolgreich ist.
Eine grosse Zahl an Junioren hat einen Mehrbedarf an Teams und damit automatisch auch an Juniorencoaches zur Folge. Wie ist man beim FC Hakoah diesbezüglich gegenwärtig aufgestellt?
Sam: Wir sind stets auf der Suche nach Coaches, haben zum Glück viele Leute in der Community, die auch dem FC Hakoah treu sind und ihre Zeit zur Verfügung stellen. Aber gerne nutze ich diese Plattform als Aufruf an alle, die es lesen: Wir suchen Coaches!
Du trainierst ja selber die F-Junioren beim FC Hakoah. Welche Anforderungen muss man da erfüllen, einerseits generell auf Juniorenstufe und andererseits insbesondere auch gerade bei den Allerjüngsten?
Sam: Die Arbeit mit den Kids macht sehr viel Spass. Sie sind schon in sehr jungen Jahren motiviert, haben ihre Idole und ihren Lieblingsverein. Als Fussballverrückter macht es mir Spass, die Kids von jung an zu formen, ihnen die Fussball-Basics beizubringen, auch aus Liebe zum Spiel generell.
Zusätzlich zu den Junioren Stufe F bist du derzeit auch Trainer des 2021 gebildeten Damenteams? Wie sieht die Entwicklung in diesem Bereich aus?
Sam: Wir haben momentan 14 Frauen im Team; bei den Mädchen sind es schon 20. Es ist eine Entwicklung, die uns sehr freut. Wir hoffen, dass in Zukunft auch ein Mädchen- oder Frauenteam des FC Hakoah auf Ligaebene spielen wird. Im Moment trainieren die Mädchen und die Frauen, ohne am Spielbetrieb teilzunehmen.
Präsident mit diversen Funktionärsaufgaben, Trainer Junioren F, Trainer des Damenteams … das bedingt doch schon eine mehr als nur normalgrosse Leidenschaft für den FC Hakoah? Woher nimmst du die Zeit, woher die Energie?
Sam: Wie bereits gesagt, ich bin fussballverrückt. Es ist meine grösste Passion. Die Zeit nehme ich mir gerne, und die Energie kommt dann von allein.
Kommen wir zum FC Hakoah als Gesamtverein: Gibt es aus deiner Sicht hinsichtlich des aktiven Vereinslebens noch Punkte, die thematisiert und angegangen werden müssten?
Sam: Auf jeden Fall. Wir sind auf unsere Mitglieder und auf unsere Community angewiesen, wir brauchen dabei nicht nur Mitgliederbeiträge, sondern auch aktive Unterstützung im Vereinsalltag: Trainer, Helfer etc..
Welche Aspekte sollte der FC Hakoah gegenüber der, nicht nur fussballbezogenen, Öffentlichkeit vermitteln? Sam: Fairness, Offenheit und Liebe für den Nächsten
Zeit, um der Fantasie freien Lauf zu lassen: Beschreib mir den FC Hakoah deiner Wünsche zum in 23 Jahren anstehenden 125-Jahr-Jubiläum.
Sam: Hahaha, na gut. Wir haben auf jeder Juniorenstufe, von G bis A, Jungs wie Mädels, ein Team. Die 1. Mannschaft spielt 2. Liga Interregio. Der Verein ist finanziell gut aufgestellt, und wir haben auf der Allmend Brunau unser eigenes Clubhaus (à la FC Red Star). Ah, und noch was: Ich hoffe, dass ich dann mit 65 immer noch die Energie habe, die F-Junioren zu trainieren ☺.
SAM – KURZ UND BÜNDIG
Alter? 42. |
Beruf? Gastronom, Inhaber des Restaurants Nova. |
Weshalb Fussball? Weil Fussball Liebe ist, wegen der Leidenschaft. |
Weshalb FC Hakoah? Wegen dem Stern auf der Brust. Am Israel chai. |
Hobbys neben dem Fussball? Poker, Musik und gutes Essen |
FC Zürich oder Grasshopper-Club? Natürlich FCZ. Ich bin schon als Jugendlicher in die Südkurve. Züri isch halt ois! |
Badestrand, Städtereise oder Trekking? Am liebsten eine Stadt mit Strand, wie Barcelona; dort ist übrigens auch guter Fussball nicht weit. Im Allgemeinen besuche ich gerne überall, wo ich hingehe, Fussballspiele − auch wenn die lokale Mannschaft 2. oder 3. Liga spielt. |
Züri Geschnetzeltes oder gehackte Leber? Hummus. Hummus mit Tahini und frischer warmer Pita. |
Bisher weiteste Reise für einen Matchbesuch? Das FCZ-Auswärtsspiel gegen den FC Vaslui in der Gruppenphase der UEFA Europa League 2011/12 im Ceahlăul-Stadion in Piatra Neamț in Rumänien. Die Reise dauerte fast 30 Stunden. |
Bester Fussballspieler ever? Der 13. Mai 2006, die 93. Spielminute: Iulian Filipescu schiesst im Basler Joggeli den FCZ gegen den FC Basel mit dem 2:1 zum Meistertitel. Der erste FCZ-Meistertitel nach 25 Jahren. Mein erster als Züri-Fan Diese Emotionen erlebt man nur einmal im Leben. |
Geht auf dem Fussballplatz gar nicht? Rassismus und Antisemitismus gehören nicht auf den Fussballplatz. |
Schlimmstes/peinlichstes Fussballerlebnis als Spieler? Ich? Spieler? Ich durfte nicht mal «der Fette» im Goal sein. |
NOVA RESTAURANT & BAR
Sam hat am 2. Mai 2025 an der Militärstrasse 106 in Zürich das israelische Restaurant «Nova Restaurant & Bar» eröffnet. «Ich hoffe, dass sich das Restaurant auch zu einem Treffpunkt für die Hakoah-Community entwickeln wird, der als eine Art Clublokal nach den Spielen oder auch mal für einen Teamevent genutzt werden kann. Für die Hakoah-Mitglieder wird stets Platz sein, und ab und zu wird auch ein Bier oder Kaffee aufs Haus gehen», verspricht der Hakoah-Präsident.
Kommentare