Mit Fussball Barrieren durchbrochen
Ein kalter Abend in Zürich. Es trafen sich der jüdische FC Hakoah und der muslimische FC Albania zu einem Freundschaftsspiel als Teil des Rahmenprogramms der Ausstellung „Besa – ein Ehrenkodex. Wie Albaner im 2. Weltkrieg Juden retteten“. Für einmal spielte das Resultat der Partie überhaupt keine Rolle. Vielmehr standen Freundschaft, Verständigung und kultureller Austausch im Zentrum. Sport kann eben immer noch Menschen zusammenbringen. Und das wussten ja schon die alten Griechen.
Das Spiel fand auf technisch hohem Niveau statt. Der FC Albania war gar mit einem Kader angereist, das für zwei komplette Mannschaften reicht. Avi Rikan, Mittelfeldspieler des aktuellen Cupsiegers FC Zürich, weilte unter den Zuschauern und sah einen FC Hakoah, der von Beginn an gewillt war, trotz kühlen Temperaturen sein Bestes gegen den Viertligisten zu geben. Das änderte jedoch nichts daran, dass der FC Albania spielerisch über weite Strecken überlegen war. Einziger Hakoah-Torschütze war Meyr Schleider. Gegen den gleichen Gegner spielte der FC Hakoah letzte Saison noch 1-3 und ein 5-5 Unentschieden. Dem Hakoah fehlten aber heuer einige Stammspieler. Endresultat: FC Hakoah 1 - 6 FC Albania.
Nach dem Spiel ging es dann ins Klubhaus des FC Wiedikon, der so grosszügig war und den Teams seine Anlage zur Verfügung stellte. Nach anfänglichem Zögern entwickelten sich interessante Gespräche zwischen den zwei Mannschaften. Vor allem die Trainer und Spieler des FC Albania hatten viele Fragen über Juden und Judentum, so stand bei den Gästen auch das Kernthema der Ausstellung Besa im Fokus ihres Interesses. Politische Themen wurden keine diskutiert, was aber auch niemand vermisste. Es ging nicht um den mittleren Osten, es ging um das Hier und das Jetzt. Zwei „Aussenseiter“ in der Schweiz trafen sich zum freundlichen „Hallo“. Sogar der Wirt des FC Wiedikons zeigte sich begeistert!
Vor der Besa-Ausstellung wussten die wenigsten Teilnehmer auf beiden Seiten über die Rettung von Juden durch Albaner im 2. Weltkrieg. Was hier stattfand, war eine wunderbare Völkerverständigung. Und sie ist enorm wichtig. Nicht am Fernseher, durch Film oder durch Zwang, sondern durch Sport wurden hier erfolgreich Barrieren durchbrochen. Kollegialität und Freundschaft stehen im Vordergrund. Es herrschte eine offene, lustige Atmosphäre. Diskutiert wurde nebst Religion und Kultur natürlich auch viel Fussball.
Zu verdanken ist dieser grossartige Anlass Esther Hörnlimann und Sandra Hoffmann vom Projektteam der Ausstellung Besa, die zusammen mit FC Hakoah Präsident Marc Blumenfeld dieses Freundschaftsspiel initiierten. Aber auch dem Präsidenten Rini Dauti und dem Trainer des FC Albania, Edip Dalipi, gilt es für das tolle Engagement zu danken. In der heutigen politischen Lage ist ein solcher Anlass sicher noch spezieller als er sonst wäre. Wir hoffen auf weitere erfolgreiche Freundschaftsspiele und danken hier nochmals herzlischst allen Mitorganisatoren, Teilnehmern, dem ganzen FC Albania und natürlich dem FC Wiedikon für die Gastfreundschaft!
Text: Allen Hudec